Das Schreiben war schon immer ein Werkzeug, mit dem wir Menschen unsere Gedanken festhalten, unsere Geschichten erzählen und unsere Kreativität ausdrücken. Doch wie schaffen wir es, dass unsere Worte nicht nur auf de
m Papier landen, sondern auch in den Herzen und Köpfen unserer Leser? Die Zauberformel: Kreatives Schreiben. In diesem Artikel werden wir diese Kunst genauer erkunden. Gelüftete Geheimnisse, die hinter den meisterhaften Werken der großen Schriftsteller liegen, kann ich Ihnen leider nicht versprechen – dafür aber praktische Tipps, die Sie in Ihrem eigenen Schreibprozess anwenden können.
Was ist kreatives Schreiben?
Kreatives Schreiben ist eine Kunst, die es ermöglicht, Gedanken, Ideen und Emotionen auf kreative und ansprechende Weise auszudrücken. Dabei geht es darum, den Leser in eine andere Welt zu entführen, ihn zum Lachen, Weinen oder Nachdenken zu bringen. Wie das gelingt? Durch Texte, die auf Originalität, Ausdruckskraft und ästhetischem Wert abzielen.
Sie können kreatives Schreiben in einer Vielzahl von Textarten anwenden, hier einige Beispiele:
- Romane sind wahrscheinlich die bekannteste Form des kreativen Schreibens. Sie können sind in allen erdenklichen Genres verfasst werden, darunter Fantasy, Science-Fiction, Krimi usw.
- Kurzgeschichten sind kürzer als Romane und konzentrieren sich oft auf eine einzelne Handlung oder Idee. Sie bieten eine großartige Möglichkeit, mit verschiedenen Stilen und Techniken zu experimentieren.
- Poesie ist eine sehr ausdrucksstarke Form des kreativen Schreibens: In Gedichten werden oft Metaphern, Rhythmus und Reim verwendet, um Gefühle und Bilder zu vermitteln.
- Drehbücher sind die Grundlage für Filme und Fernsehshows. Sie erfordern eine spezielle Form des kreativen Schreibens, die Dialoge, Handlungsanweisungen und visuelle Beschreibungen beinhaltet.
- Ähnlich wie Drehbücher werden Theaterstücke für die Bühne geschrieben. Sie konzentrieren sich stark auf Dialoge und Charakterentwicklung.
- Persönliche Essays und Memoiren erzählen wahre Geschichten aus dem Leben eines Autors. Sie können sehr persönlich und emotional sein und erfordern oft eine tiefe Selbstreflexion.
- Songtexte sind eine Form von Poesie, die zur Musik gesetzt wird. Sie können eine starke emotionale Wirkung haben und erfordern oft einen Fokus auf Rhythmus und Reim.
- Das Schreiben für Kinder (Kinderbücher) erfordert eine besondere Sensibilität für die Interessen sowie das Sprach- und Verständnis-Niveau der jungen Leser.
- Auch wenn Journalismus oft als sachlich und unparteiisch angesehen wird, kann kreatives Schreiben dazu beitragen, Artikel und Reportagen lebendiger und ansprechender zu gestalten.
- In unserer digitalen Welt ist kreatives Schreiben ein wichtiger Bestandteil von Blogs und Social-Media-Posts, die darauf abzielen, die Aufmerksamkeit der Leser zu gewinnen.
Diese Liste können Sie beliebig fortführen. Kreatives Schreiben kann in fast jeder Form von Text angewendet werden, um ihn ansprechender, interessanter und effektiver zu machen.
Welche Techniken gehören dazu?
Beim kreativen Schreiben gibt es verschiedene Techniken, mit denen Sie die Qualität Ihrer Texte verbessern und Ihre Leser fesseln können. Auch hierfür einige Beispiele:
- Show, don’t tell: Anstatt dem Leser einfach zu sagen, was passiert oder wie sich ein Charakter fühlt, sollten Sie versuchen, ihm das durch Beschreibungen, Handlungen und Dialoge zu zeigen. “Maria war wütend”, ist eine recht banale Ausdrucksweise. Sie könnten aber auch schreiben: “Maria knirschte mit den Zähnen, ihre Hände ballten sich zu Fäusten.” Bäm!
- Verwendung von Metaphern und Vergleichen: Metaphern und Vergleiche können dazu beitragen, komplexe Ideen oder Gefühle auf eine anschauliche und einprägsame Weise zu vermitteln. Anstatt zu sagen “Er war sehr groß”, könnten Sie schreiben: “Er war so groß wie ein Baum.” Weckt direkt die Vorstellungskraft.
- Entwicklung von Charakteren: Gute Charaktere sind das Herzstück jeder Geschichte. Sie sollten vielschichtig und glaubwürdig sein – mit eigenen Stärken, Schwächen, Zielen und Ängsten.
- Erzeugung von Spannung und Konflikt: Spannung und Konflikt sind entscheidend, um die Leser bei der Stange zu halten. Das erreichen Sie durch äußere Konflikte (z. B. zwischen verschiedenen Charakteren oder zwischen einem Charakter und seiner Umwelt) oder durch innere Konflikte (z. B. innerhalb eines Charakters).
- Verwendung von Dialogen: Dialoge können dazu beitragen, Ihre Charaktere und die Handlung lebendig zu machen. Sie sollten allerdings natürlich und realistisch klingen und zur Entwicklung der Handlung beitragen, damit sie ihre Wirkung entfalten.
- Experimentieren mit verschiedenen Perspektiven und Zeiten: Das Schreiben aus verschiedenen Perspektiven (z. B. aus der Ich-Perspektive oder der Perspektive eines allwissenden Erzählers) oder in verschiedenen Zeiten (z. B. Vergangenheit oder Gegenwart) kann Ihrer Geschichte Tiefe und Vielfalt verleihen.
Diese Techniken sind nur ein Teil der vielen Werkzeuge, die Sie beim kreativen Schreiben einsetzen können. Üben Sie, experimentieren Sie damit, und finden Sie heraus, was für Sie und Ihre Geschichte am besten funktioniert.
Mein Tipp: Schon beim Einstieg in einen Text ist Kreativität gefragt! Hier entscheidet sich, ob jemand weiterliest oder nicht. In meinem Artikel zum Thema Hooks (Aufhänger für einen Text) stelle ich Ihnen 7 unwiderstehliche Hook-Techniken vor, mit denen Sie Ihre Leser fesseln.
Kann man kreatives Schreiben lernen?
Ja, kreatives Schreiben können Sie definitiv lernen. Zwar gibt es einen gewissen Grad an natürlicher Begabung und Kreativität, aber die meisten Aspekte des kreativen Schreibens – also das Handwerk des Schreibens, das Verständnis für Struktur und Form sowie die Fähigkeit, Charaktere und Handlungen zu entwickeln – können Sie durch Theorie und vor allem durch Praxis erlernen.
Schreibfähigkeiten verbessern – 20 Tipps für kreatives Schreiben
Jetzt schauen wir noch mal konkret auf die vielen Wege, die Ihnen helfen können, Ihre kreativen Schreibfähigkeiten auszubauen und zu verbessern. Bestimmt ist in den nachfolgenden 20 Tipps der eine oder andere dabei, der Sie inspiriert und mit dem Sie Ihre nächste Geschichte noch ansprechender gestalten können.
- Viel lesen: Lesen erweitert Ihren Wortschatz und zeigt Ihnen verschiedene Schreibstile. Das Lesen von Krimis kann Ihnen beispielsweise helfen, Spannung in Ihren Geschichten zu erzeugen.
- Regelmäßig schreiben: Übung macht den Meister – so auch beim Schreiben. Versuchen Sie, jeden Tag etwas zu schreiben, auch wenn es nur ein paar Zeilen sind. Schreibgewohnheiten und -routinen können dazu beitragen, Ihre Schreibfähigkeiten zu verbessern und Ihre Produktivität zu steigern.
- Metaphern und Vergleiche nutzen: Sie können Ihre Texte lebendiger gestalten, indem Sie Metaphern und Vergleiche verwenden. Statt zu schreiben “Er war schnell”, könnten Sie sagen: “Er war schnell wie der Wind.” Durch beschreibende Sprache gelingt es Ihnen, “lebendige Bilder” in den Köpfen Ihrer Leser zu erzeugen.
- Charaktere entwickeln: Gute Charaktere sind das Herzstück jeder Geschichte. Geben Sie ihnen Tiefe und Persönlichkeit. Denken Sie beispielsweise an Sherlock Holmes: Seine scharfe Intelligenz und seine eigenwillige Persönlichkeit machen ihn unvergesslich.
- Handlung planen: Eine gut geplante Handlung hält Ihre Leser bei der Stange. Überlegen Sie, welche Wendungen und Höhepunkte Ihre Geschichte spannend machen könnten.
- Dialoge verwenden: Gut geschriebene Dialoge können Ihre Charaktere zum Leben erwecken und die Handlung vorantreiben. Achten Sie darauf, dass sie natürlich und realistisch klingen.
- Mit Perspektiven experimentieren: Versuchen Sie, aus der Sicht verschiedener Charaktere zu schreiben. Das kann Ihrer Geschichte Tiefe und Vielfalt verleihen. Auch die Wahl der Erzählstimme (allwissend, beschränkt usw.) kann die Art und Weise, wie Ihre Geschichte erzählt wird, beeinflussen.
- Klischees vermeiden: Klischees können Ihre Geschichte vorhersehbar und langweilig machen. Versuchen Sie stattdessen, originelle Ideen und Ausdrücke zu finden.
- Text überarbeiten: Das Erste, was Sie schreiben, ist selten perfekt. Überarbeiten Sie Ihren Text, bis Sie zufrieden sind. Auch wenn es dauert.
- Feedback einholen: Lassen Sie andere Menschen Ihre Texte lesen und bitten Sie um Feedback bzw. konstruktive Kritik. Sie können Ihnen wertvolle Impulse geben und helfen, Bereiche zu identifizieren, in denen Sie sich verbessern können.
Tipp: Um sicherzustellen, dass Ihre Texte klar, präzise und frei von Fehlern ist, steht Ihnen die Korrektureule gern jederzeit mit Rat und Tat zur Seite. - Über Bekanntes schreiben: Ihre eigenen Erfahrungen und Kenntnisse können Ihrer Geschichte Authentizität verleihen.
- Erforschen: Schreiben Sie über Themen, die Sie interessieren, auch wenn Sie nicht viel darüber wissen. Die Recherche kann Spaß machen und Ihre Geschichte bereichern.
- Lebendige Beschreibungen verwenden: Statt zu sagen “Das Haus war alt”, könnten Sie schreiben: “Das Haus war ein Labyrinth aus knarrenden Böden und quietschenden Türen, sein Alter in jeder Ritze und Spalte sichtbar.”
- Notizblock bereithalten: Inspiration kann jederzeit und überall zuschlagen. Halten Sie einen Notizblock bereit, um Ihre Ideen festzuhalten.
- Mit der Struktur spielen: Nicht jede Geschichte muss chronologisch erzählt werden. Experimentieren Sie mit Rückblenden, Vorausdeutungen und anderen strukturellen Techniken.
- Für sich schreiben: Schreiben Sie die Geschichte, die Sie selbst lesen möchten. Wenn Sie selbst begeistert sind, wird das (im Idealfall) auf Ihre Leser überspringen.
- Geduldig sein: Gutes Schreiben braucht Zeit. Lassen Sie sich nicht entmutigen, wenn Ihre ersten Entwürfe nicht perfekt sind. Dafür sind es ja Entwürfe, das fertige Manuskript kommt später.
- Von den Besten lernen: Analysieren Sie die Werke Ihrer Lieblingsautoren. Wie bauen sie Spannung auf? Wie entwickeln sie ihre Charaktere? Versuchen Sie aber nicht, andere zu kopieren, finden Sie Ihren eigenen Stil. Dann geht Ihnen das Schreiben auch leichter von der Hand.
- Mutig sein: Scheuen Sie sich nicht, Risiken einzugehen und neue Dinge auszuprobieren. Das kann Ihre Geschichte frisch und aufregend machen.
- Spaß haben: Schreiben kann harte Arbeit sein, aber es sollte auch Spaß machen. Genießen Sie den kreativen Prozess und die Freude am Erzählen von Geschichten.
Ein kreatives Beispiel
Zum Abschluss schenke ich Ihnen ein (fiktives) Beispiel aus einer kreativen Schreibschmiede.
Es war ein ganz normaler Dienstagmorgen, als Herr Schmidt, ein unscheinbarer Buchhalter mit einer Vorliebe für gestärkte Hemden und Sudoku-Rätsel, beschloss, ein Lama zu kaufen. Nicht irgendein Lama, nein, er wollte das flauschigste, charmanteste Lama, das man für Geld kaufen konnte.
Er hatte es in einer schlaflosen Nacht beschlossen, während er im Internet nach Tipps gegen Langeweile suchte. “Warum nicht?”, dachte er sich. “Ein Lama könnte meinem Leben die nötige Würze verleihen.” Und so begann Herr Schmidt, sich in die Welt der Lamas zu vertiefen. Er las Bücher über Lama-Pflege, schaute Dokumentationen über das Leben in den Anden und abonnierte sogar eine Zeitschrift namens “Lama-Liebhaber”.
Nach Wochen der Vorbereitung war es endlich so weit: Herr Schmidt fuhr zu einer nahegelegenen Lama-Farm, wo er auf Flauschi traf. Flauschi war ein prächtiges Lama mit einem dicken, flauschigen Fell und großen, ausdrucksvollen Augen. Es war Liebe auf den ersten Blick. Herr Schmidt brachte Flauschi nach Hause und stellte ihn seinen Nachbarn vor. Oh, wer hätte gedacht, dass der stille Herr Schmidt so eine exotische Seite hatte?
Die Tage vergingen, und Herr Schmidt und Flauschi wurden unzertrennlich. Sie gingen zusammen spazieren, schauten zusammen fern, und Herr Schmidt brachte Flauschi sogar bei, Sudoku-Rätsel zu lösen. Es war, als hätte Herr Schmidt endlich seinen Seelenverwandten gefunden.
Doch dann kam der Tag, an dem Herr Schmidt eine schockierende Entdeckung machte. Während er Flauschi eines Abends bürstete, bemerkte er etwas Seltsames: Unter dem flauschigen Fell entdeckte er eine kleine, verborgene Tasche. Und in dieser Tasche fand er … einen Reißverschluss. Mit zitternden Händen zog Herr Schmidt den Reißverschluss auf und … heraus sprang ein kleiner, grinsender Mann. “Überraschung!”, rief er. “Ich bin kein Lama, ich bin ein verkleideter Gartenzwerg.”
Herr Schmidt war sprachlos. Er hatte ein Lama gesucht – und einen Gartenzwerg gefunden. Aber er fand das gar nicht so schlimm. Denn ob Lama oder Gartenzwerg, das Wichtigste war, dass er einen Freund gefunden hatte. Und so lebten Herr Schmidt und der Gartenzwerg, der einmal Flauschi war, noch viele Jahre glücklich zusammen.
Ich hoffe, dieser Text bringt Sie zum Schmunzeln (oder zum Kopfschütteln) und zeigt, wie kreatives Schreiben überraschende und humorvolle Geschichten schaffen kann.
Fazit: Kreatives Schreiben ist eine faszinierende Kunst, die es uns ermöglicht, unsere Gedanken und Gefühle oder erfundene Geschichten auf kreative und ansprechende Weise auszudrücken. Durch die Entwicklung interessanter Charaktere, das Erstellen spannender Handlungen, das Experimentieren mit Sprache und Stil, das Einbringen von Originalität und das gründliche Überarbeiten unserer Texte können wir Geschichten schaffen, die unsere Leser fesseln und bewegen. Mit regelmäßiger Übung und dem Mut, neue Dinge auszuprobieren, können wir unsere kreativen Schreibfähigkeiten verbessern und der Welt tolle Geschichten schenken.